Jade Hochschule InfoSys-Feed

Mittwoch, 30. März 2011

Architekturgeschichte 4.4 /2

ARCHITEKTUR IM ITALIENISCHEN FASCHISMUS
Dozent: Lutz Beckmann

Situation 1930/40
Europa erlebt Umbrüche in Architektur und Kunst, politische Veränderungen (Absetzung der Monarchie, Kommunismus, Spannung des Ost-West-Konflikts), Tendenz zur Diktatur.

Suche nach anderen Bildformen, Hang zur Abstraktion geht zurück, Umkehr zur Bildhaftigkeit.
Diktatorische Systeme neigen zu Bildhaftigkeit und Monumentalität, wohingegen Linke und Liberale abstrakte Ästhetik bevorzugen.

Italien - Konflikt Monarchie versus Kirchenstaat:
Kirche verliert an Macht [siehe heutige geographische Größe des Vatikans], die Monarchie tut es ihr gleich.
Die Emanzipationsbestrebungen des Volkes gegen die bisherige herrschende Klasse werden von den Faschisten, die sich gegen die bei den Italienern ebenfalls beliebten Kommunisten durchzusetzen, aufgefangen. Der Faschismus installierte sich nun als Staatsform.

Exkurs FUTURISMUS
(Thema: wie lassen sich Licht und Bewegung darstellen?)

  • "Dynamismus eines Fußballspielers"
  • Vorstellung "Krieg als Welthygiene" > ideologische Schnittmenge mit Faschismus
  • Energie und ihre Bändigung, Dynamik, Licht, Maschinen
  • Motiv Panik nach anarchistischem Bombenanschlag, 1910
  • "Die Stadt erwacht"
  • "Das Kraftwerk", 1914
  • Skizze Leuchtturm, Sanderia
    Architekt Terr. setzt Skizze 1931-33 zum Heldendenkmal um
    >> Die Umwidmung futuristischer Formen
  • Giorgio de Chirico "Melancholie" / Melancolia
    "pitura metafisica": Darstellung einfacher alltäglicher Gegenstände mit anderen Dingen,
    gegenstandsabbildende Malerei, scharfes Licht, starke Schatten, überreale Portraitierung,
    "großartige Vergangenheit" spürbar (antike Elemente), Zelebrierung des mystischen Moments, Widmung des Überirdischen.
    >> Rätselhaftigkeit. Message: Vor Rätseln stehen, ohne Lösungsansätze zu haben"
  • "Geheimnis und Melancholie einer Straße"
    Nachhsinnend, an Kraft der Vergangenheit erinnernd, Mythos der Stadt.

NOVECENTO
Von Faschismus und Nationalismus geprägte Künstlergruppe ab 1923. Gegründet Margherita Sarfatti, Mussolini Geliebe. Tradition aufgreifende Kunst.

Novocomum, 1927-29, Giuseppe Terragni

  • Wohnbau
  • frei von Ornamenten 
  • jede Etage eigen ausgebildet 
  • Abstrakt aber keine Fensterbänder, erinnert dennoch an leCorbusier
Casa del Fascio, 1932-36, Guiseppe Terragni
  • Hauptquartier der Faschisten, heute Polizeistation
  • Gebäude und eine Spiegelung seiner Selbst in Frontalstellung gegenüber Kirche
  • Grundriss dem Typ Atriumhaus entlehnt 
  • Faschisten nutzen die Moderne, abstrakte Gestalt
  • Dach als fünfte Fassade
  • Kubus in 7 Elemente unterteilt
  • Tiefenstaffelung
  • sehr plastisch
  • reliefartige Muster auf Betonfassade
  • Anwendung von Proportionslinien (siehe Le Corbusier)

Kirche in Mailand, 1923 (Welche und wie heißt der Architekt??)

  • Kreuzförmiger Grundriss
  • Rückbezüge auf römische Architektur
  • Ziegel
Wohn- und Geschäftshaus,1933, Anonym
  • Sockel
  • Bekrönung
  • Palladio
  • Abstrahiert Antik

Stadttor in Mailand, 1935
  • Abstrakte Antike
  • Ornamente plus Kahlheit
Wohn- und Bürohaus in Turin, 1928
  • Fensterbänder und Einzelfenster
  • "Schnelligkeit" durch weite horizontale Gesimse > traditionelle Durchsetzung 
Wohnhaus in Ostia, 1932-34, Libera
  • Runde Gebäudekanten
  • Lochfassade
  • Gebremmste Moderne
  • Analogie Sprungturm
Clubhaus, 1934, Figini &Polini
  • Kopie von Le Corbusiers Vokabular, aber offenbar ohne Bezug zum Modulor, denn
  • Übertrieben dimensioniert (z.B. Stützen im EG)
Italienischer Pavillon, Weltausstellung
  • Kombination von Kuben und Flächen, also abstrakt
Villa Malaparte, Adalberto Libera, Capri
  • Freitreppe auf Gebäuderücken
  • Sonnendach

GEMÄLDE

Portrait vom "Duce", 1938
  • Strahlend
  • kristalin 
  • verherrlichend
  • Gegenständlichkeit plus Abstraktion
"Schwarze Pfeile" 
  • "Aeropitura"
  • Darstellung der Welt an Flugzeugen und Luftgefechten
  • Kampf als Thema
"Luftschlacht", 1940
  • rasender Flug über Dorf / Stadt
  • Bucht / Wasser
  • Flugzeug angeschossen
  • Sicht aus Perspektive des siegenden Piloten
  • kriegsvorbereitende Propaganda > Einstimmung
"Luftportrait Mussolini"
  • Mussolinis Gesicht, sehr markant
  • überlagert von antikem Rom
  • Machtanspruch Mussolinis verdeutlichend

Faschisten und Kirchenstaat kommen zu einer Übereinkunft
> Via della constituzione

Architekturgeschichte 4.4 / 1

Wiederholung Le Corbusier:


  • Luxus der Einfachheit
  • Analogie Dasein Menschheit & Ozeandampfer in Corbusiers ersten größeren Projekten: Permanent in Bewegung, Elemente teils 1:1 aus dem Schiffsbau übernommen > "Das Dampfermotiv" in der Architektur (Kähler)
  • Städtebauliche Projekte in Sao Paolo und Algier, Schubladenhäuser, Schnellstraßen auf Rücken
  • Mensch, Natur, Architektur - erinnert an LMVDR, Architektur gewährt Ausblicke
  • Naturanalogien Baum - Hochhaus, Schneckenförmiges Museum
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg weltbekanntester Architekt, beteiligt sich stark beim Wiederaufbau, Monumentale Gebäude in Parklandschaften (Trümmerlandschaften werden zu Parks)
  • Menschen wandeln durch Parklandschaften, Autos fahren auf aufgeständerten Hochstraßen über die Parklandschaften. Wohnen findet ebenfalls aufgeständert statt, während die Natur unter den Häusern hindurchläuft. 
Marseille, Unité d'habitation (="Wohneinheiten")
  • organisiert wie eine kleine Stadt
  • béton brut = roher Beton / Fassade
  • Loggien unterschiedlich koloriert
Chandigarh
Als Reaktion auf die Neuordnung des indischen Staates, findet eine Einteilung des Landes in Provinzen statt. Corbusier bekommt den Auftrag die Hauptstadt der Provinz Punjab, Chandigargh, zu entwerfen.
Die in Viertel eingeteilte neugeschaffene Stadtstruktur ist von Wasserläufen und Parks durchzogen, Corbusiers naturbezogene Leitgedanken für europäische Städte finden hier also Anwendung. Als erstes entstehen die in Sichtbeton / béton brut erscheinenden  Regierungsgebäude. Mit zunehmendem Alter wird für ihn die Skulpturalität in seinen Bauwerken immer bedeutender. Die 1951 gebaute Villa für den Provinzgouverneur lässt eine Auseinandesetzung mit Adolf Loos Gedanken vermuten.

Kapelle Ronchamp
  • weiß gestrichene Betonstruktur von dunklem Stahlbetondach überdeckt
  • Thema Gewölbe
  • Dach auf gelöcherte Wand aufgesetzt
  • Einzelheiten und Gesamtgestaltung sehr skulptural / insgesamt sehr plastische Wirkung
Heidi Weber Galeriepavillon, Zürich
  • Containerartig ausgeführter Bau
  • Auf Stahlträger gelagertes Stahlfaltdach
  • Faltsystem nur kurzes Experiment (er starb wenig später) 

"Le Corbusier und der Duce" / Deutschlandfunk

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/712729/

Stadtbaukunde VL3 / Sternkopf



ÖFFENTLICHKEIT UND PRIVATHEIT
Dozentin: Helga Sternkopf
Bebilderte Präsentation auf RZ Laufwerk "Y:\" im Folder "Sternkopf"


ZENTRALE THESE:
Öffentlicher Raum ist einem permanenten Wandel unterzogen und muss diesem Antworten, denn der Gesellschaft selber ist ein permanenter Wandel inhärent. Das große Habitat der konzentrierten Gesellschaft bedingt demnach Reaktionsfähigkeit auf die permanente Bewegung ihrer Population.



DEFINITION ÖFFENTLICHER RAUM IN DER STADT / WAS BEDINGT Ö.R.
Freie Zugänglichkeit von Räumen / Plätzen. Ö.R. ist immer im Zusammenhang mit Menschen zu interpretieren, denn der Mensch selbst schafft öffentlichen Raum.

  • "Verhalten schafft Raum, Raum schafft Verhalten"

POLARISIERUNG Öffentlicher Raum / Privater Raum
Luftbild Stadt in Blockbebauung: Straßen stellen öffentlichen Raum dar, der die Privatheit der Blöcke im Stadtraum abgrenzt. Die Straße wird von jedem genutzt, die Blockstruktur gewöhnlich nur von Anwohnern und Anrainern, also einem eingeschränkten Personenkreis. Blöcke sind allerdings durch Gänge und kleine Straßen erschlossen, die un wiederum einen Mix aus den beiden angesprochenen Raumcharakteren bilden.

DREI POSITIVE RAUMCHRAKTERE / Nutzbarkeit
  1. öffentlich
  2. gemeinschaftlich
  3. privat
zudem:
  • halböffentlich
  • Übergangsräume


Einige Stationen der Entwicklungsgeschichte:

ANTIKE / AGORA IN ATHEN
Auf Demokratisierungsansätze zurückzuführen, wurde die Agora als Gegenpol zu den bekannten Tempeln der herrschenden / klerikalen Elite, beispielsweise der Akropolis, für das Volk als multifunktional nutzbarer Raum für Handel und Kommunikation geschaffen

PROMENADE UM 1850
Mit fortschreitender Heraubildung des Bürgertums erstreitet sich dieses öffentliche Räume. Auch hier ist die Demokratisierung als Wegbereiter von Veränderung des Stadtraums zu beachten. Nutzung: Das Motiv des Flaneurs, der im öffentlichen Raum mit Gleichgestellten in Kontakt tritt und sich sehen lässt. Im Schatten der Idee ging es auch um die Kontrollierbarkeit der Nutzer, siehe die Hausmannschen Achsen in Paris als militärstrategischer Kontrollfaktor gegenübergestellt der gemeinnützigen Funktion als Durchlüftungsschneise.

DRITTES REICH
Gauforen und Lichtinszenierungen. Öffentliche Plätze werden für Machtdarstellungen bzw Propaganda instrumentalisiert.



FUNKTIONEN DES ÖFFENTLICHEN RAUMS
Öffentlicher Raum ist nicht als neutraler Raum zu interpretieren. Er spiegelt ein Abbild der Stadtgeschichte wieder und schafft Identität.

PROMENADE
Bsp Jungfernstieg, Hamburg

PARKS
Bsp Central Park, New York / "Grüne Lunge"
Parks können wie im Beispiel NY zum Anstieg von Bodenpreisen führen, wodurch ihnen also auch eine indirekte Funktion gegeben ist. Natur im Stadtraum bedeutet Lebensqualität, die wiederum den Mehrwert einer Lage schafft.

PLÄTZE
Bsp Marktplatz Siena, Markusplatz Venedig
Plätze inhärieren eine Vielzahl an wirtschaftlichen und sozialen Funktionen, die über ihre jeweilige Historie betrachtet allerdings eine Minimierungstendenz durchleben.

SPIELPLÄTZE
Bewegung, Begegnung - aber oft auch Tristesse, Orte von Verwahrlosung und Unsicherheit.

DENKMAL
Das Denkmal ist ein Zeichen, kommuniziert Geschichte und gibt Orten und Nutzern Identität. Sie wirken als Stimulanz des kollektiven Gedächtnisses.
Jedoch können sie von ihren Nutzern auch, z.B. als Spiegerät oder Sitzgelegenheit, zweckentfremdet werden.

KUNST
Kunstaktionen, Straßenmaler, ..

PARKPLATZ
Unüberschaubar, unsicher, anonym: Angstraum? Funktional nie zu 100% sicher - das ist öffentlicher Raum auch nie.


QUALITÄT IM ÖFFENTLICHEN RAUM
  • Kurze Wege, interessante Straßen, Aufwertung von Wohngebieten durch Parks
  • Architektur: Beispiel der zu Sitzgelegenheit von Nutzern zweckentfremdete Collonaden.
    Die Nutzer bewerten nicht nur optisch, sondern auch funktional!
BAHNHOFSPLATZ
Visitenkarte der Stadt. Hier stellt sich die Frage: Wie soll Öffentlicher Raum aussehen und wer nutzt ihn?

KONTROLLE UND SICHERHEIT
Wenn Kontrolle und Sicherheit nicht vorhanden, werden entsprechende Plätze gemieden. Sicherheitsaspekte nehmen zu.


BEDEUTUNGSWANDEL ÖFFENTLICHER RAUM UND GEFÄHRDUNG
Durch die Trennung von Arbeit, Wohnen, ../Funktionstrennung kann sich die entstehende Monofunktionalität von Stadträumen als Qualitätsverlust äußern. Dies geht meist einher mit Verwahrlosung und fallenden Mieten.
Bsp: Arnulff-Klett-Platz in Stuttgart, 6-spurige Straße, Problem: Geruch/Smog und mangelnde Aufenthaltsqualität.

FEHLENDE DICHTE > LEERE RÄUME: Vitalität erfordert hohe Dichte

Zusammenhang Wirtschaft und Stadt > Zerfall von Städten durch negative wirtschaftliche Phänomene wie Standortauflösungen.

Zunahme des Pro Kopf Wohnflächenbedarfs in Deutschland
  • 1950 15m²
  • 1989 24,7 m²
  • 2008 42 m²

BODENPREISE
Gentrifizierung und Monofunktionalität als Resultat von Bodenpreisentwicklungen

DEMONSTRATIONSRECHT
Demonstrieren - aber wo? Bsp Flughafen: Durch Privatisierung sind zuvor öffentliche Räume kein staatliches Eigentum mehr und per sé privat. Gerichte entschieden jedoch zu Gunsten der Demonstranten.


GESCHLOSSENE GESELLSCHAFTEN
Polarisierte Gesellschaftsschiten und hohes Sicherheitsbedürfnis führen zu Gated Communities.
  • Gated Community
  • Office Park
  • Shopping Mall
  • Ferienclub

SHOPPINGCENTERS
Was aber passiert mit alten Einkaufsvierteln? > Funktionsschmälerung typischer Innenstädte.

VERÄNDERUNGEN
Privates drängt sich z.B. in Form von lautstarken Unterhaltungen über Mobiltelefonie stark in den öffentlichen Raum. Vermischung von Tätigkeiten eher privater u. öffentl. Art. > Wandel

BRAUCHEN WIR ÖFFENTLICHEN RAUM ÜBERHAUPT NOCH?
> Web2.0 (Social Networking / Social Media, also Facebook, Twitter & Co)
Findet Öffentlichkeit heutzutage anders statt? Bedarf es in unserer medialisierten Gesellschaft denn noch öffentlichen Versammlungsraums? Vergleiche "Parallelöffentlichkeit" in totalitären Regimen, wo freier bzw sicherer Austausch bevorzugt im virtuellen Raum stattfindet (>Verfolgung. Anm.: Akuelles Beispiel: Organisation und Kommunikation der den Aufstand auslösenden Demonstration "Tag des Zorns" in Lybien über Facebook)

Gedanken hierzu
Die Frage ist sehr provokant und dient wohl mehr der begrifflichen Gewahrwerdung. Die Situation, dass mit der Weiterentwicklung des Internets eine Parallelwelt entstanden ist, die im Zeitalter von Social-Media kompatiblen Mobiltelefonen sich auch wieder in der Möglichkeit äußert, die Parallelwelt durch Mobilität mit der realen zu verknüpfen (Augmented-Reality ist ein deutlicher Indikator für das Bedürfnis der Menschen, die Nähe der Außenwelt unter optimierten Mitteln zu suchen, Wahrgenommenen Raum mit abrufbaren Informationen zu verknüpfen, Wahrnehmung von Wirklichkeit um eine Schicht zu erweitern - woran fehlt es ö.R. also?), darf man nicht als Wunsch der Menschen nach weniger öffentlichem Raum oder einem Schwund des Wunsches, sich mit Menschen in der Öffentlichkeit auszutauschen, missverstehen. Behauptet man, öffentlicher Raum verliere an Relevanz, da Menschen andere Möglichkeiten für Handel und Kommunikation nutzen, so vergisst man, dass das Bedürfnis i n d u z i e r t  ist. Forschung kam zu Innovationen, mit diesen wurde die Möglichkeit gefunden, einen neuen Markt zu kreieren - und Märkte (also auch Bedürfnisse) werden durch Marketing geschaffen. Die Menschen bevorzugen die neuen Möglichkeiten zuallererst einmal, weil sie etwas Neues und Packendes und vor allem Hippes (Gruppenverhalten, Neigung des Menschen Verhalten zu spiegeln, Statuswünsche,...) darstellen, nicht aber weil es einen natürlichen Drang gäbe, jahrtausende alte Verhaltensmuster (die Versammlung im Freien, zwecks Austausch z.B.) über Bord zu werfen und eine Mutation zum digitalen Höhlenmenschen zu vollziehen. Social Media kann demnach doch kein Hinweis für notwendige Funktionsschmälerung öffentlichen Raums sein. Ich behaupte, dass die Minimierung von Öffentlichkeit in diesem Sinne demokratisch fahrlässig wäre und immer eine freiheitliche Reserve an typischem öffentlichen Raum gegen die Dystopie des Überwachungsstaats - der in unseren Sphären technologischer Entwicklung in der virtuellen Welt krasser wäre, als in der gebauten Umwelt - von vitalem Interesse jeder demokratischen Gesellschaft und somit aufrecht zu erhalten ist. Persönliches Fazit: Da mit Augmented Reality - also der nächsten Entwicklungsstufe - die Verknüpfung von öffentlichem Raum und virtueller Realität geschieht, verliert öffentlicher Raum nicht an Relevanz, sondern gewinnt sogar wieder an dieser, da eine neue Möglichkeit gefunden wurde, sich in diesem zu bewegen. Könnte die Frage nicht viel mehr lauten: Wie wird sich öffentlicher Raum im Zuge neuer Interaktionsformen an diese anpassen? Wer antwortet wem? Der öffentliche Raum den Interaktionsformen, oder die Interaktionsformen dem öffentlichen Raum? Wie gestalten sich Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen öffentlichem Raum, Politik und Technologie? 

ÄSTHETISIERUNG DES ÖFFENTLICHEN RAUMS
"der narzistische Stadtraum"

EVENTS
Bei zu hoher räumlicher oder zeitlicher Vereinnhmung des ö.R. durch Events (Aktione, Konzerne, Stadtfeste) fühlen Bewohner und Anrainer sich belästigt.

BEWUSSTMACHEN VON ÖFFENTLICHEN RÄUMEN
Beispiel Kunstaktion. Gebäude das Abgerissen werden soll, wurde komplett mit blauer Farbe überdeckt, um bei den Bürgern Bewusstsein für das verwahrloste Objekt zu generieren und so eine Diskussion zu erzeugen.

SPRAYER
Unorganisierte Gestaltung > Konflikt

PARKOUR
Überwindung von privatem Raum
Aneignung von öffentlichem Raum / Zurückeroberung ['reclaim the city']

OBDACHLOSE
Teil unserer Gesellschaft und somit Nutzer von ö.R. - Leben in Ausgrenzung



FRAGEN
  • Wer will öffentlichen Raum?
  • Wer bezahlt?
  • Wer nutzt?
  • Brauchen wir Raum für soziales Leben?

FORDERUNGEN AN ÖFFENTLICHEN RAUM
  • Muss öffentlich und frei nutzbar sein || gegen Ausgrenzung und Diskriminierung
  • Topographische, vegetative und baulliche Definition
  • Flexibilität und Nutzbarkeit
  • Ästhetik
  • Verweilqualitäten
  • Sicherheit / Sauberkeit
  • Teil eines Vernetzten Gesamtsystems

Dienstag, 29. März 2011

PDF 'Die Krise der CIAM Moderne nach 1945' / Uni Stuttgart

http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2007/2982/pdf/kap01_s23-46_o.pdf

Nachtrag: Architekturgeschichte 4.1


[Ludwig Mies van der Rohe]



BIOGRAPHISCHES
*1886 Aachen
+ 1969 Chicago
– „van der Rohe“ von Großmutter übernommen
Schrieb Nachruf auf Gropius und verstarb ein Jahr später selber *
* Gropius
*1887
+ 1968
Stark extrovertiert, auf Gespräche angewiesen
Inhomogenes Gesamtwerk, da stark durch Mitarbeiter geprägt, mal so mal so, häufige Stilwechsel


CHARAKTERLICHES UND PRÄGUNGEN
In Gestaltung sehr auf Regeln festgelegt
Eher unkommunikativer Mensch
Hang zu Alkohol & Tabak
Elitestreben (siehe Namens
Vater: Maurermeister & Steinmetz
> Materialnähe & Pragmatismus
Lehre als Maler von Stuckelementen
Ab 1905 in Berlin
Ab 1908 bei Peter Behrens: B=Mann des Übergangs zwischen Tradition und Moderne



ARBEIT
Haus Riehl: Durch Mauer klare Kante am Hang, Haus stützt sich auf Mauer; Erscheinungsbild zwischen Tradition (Grundriss, Appearance) und Moderne (Klare Struktur im Außen durch Mauer), ökonomischer Grundriss, kaum Flurfläche verschenkt

Haus2 (?), nach Behrnens Zeit, 1913: Solide, traditionellen Maßstäben folgend, stark an Behrens orientiert, einhüftiger Laubengang, Ringen zwischen Symmetrie und Asymmetrie: Typisches Gestaltungspotential / Konflikt der Zeit

Nach 1913, Ehepaar Kröller-Müller: MvdR und Behrens trennen sich. Laubengang, fast Flachdächer, frühes Beispiel einer abstrakten Architektur, nur als 1:1 Modell gebaut

1924: kahler, kühler, solide Architektur

Kontakt Arbeitskreis Kunst, Dadaisten etc, avantgardistisches Gedankengut, Zeitgeist euphorisch dem Modernismus entgegen, jedoch immer noch sehr traditionell

Zw 1922 u 24
5 Entwürfe:
Spreedreieck, Hochhaus[entwurf] Friedrichstraße, Berlin, Collage [von Dadaisten gelernt], Ganzglasfassade, homogen [von oben bis unten keine unterschiedlichen Zonen wie zB Sockel oder Schaft optisch ausgeprägt], spitzwinklig, expressiv
Glashochhaus, Ganzglasfassade, gekurvte Grundrisslinien, ohne Schaft oder Kapitel
Landhaus in Stahlbeton, zur Straße hin eingeschossig, zum Garten zweigeschossig. Möglichkeiten des Stahlbetons definiert, lange Lichtschlitze /Fensterausschnitte und Überspannungen
Bürogebäude in Stahlbeton, nur gestapelte Etagen, Fensterband, sturzfreie Fassade
Landhaus in Backstein, Lineare Raumorientierung > „fließender Raum“, Zonierung, erst zu Diensträumen hin verschachtelter, kubisch. WICHTIGE ANALOGIE: Malerei, „Russischer Taertnz“, El Lissitzky

Guben an der Neisse: Flachdach, weniger extrovertiert als Landhaus in Backstein, neuer Typus von Villa. Ziegel als Material für alles, Stahlbetondecken
Berlin, Afrikanische Allee, sozialer Wohnungsbau, konsequent kubisch, Flachdachproblematik zu diesem Zeitpunkt noch ungelöst > Dachraum als Pufferzone, die Speicher und Trockenboden beherbergt
Vorsitz des dt. Werkbundes
Weissenhofsiedlung Stuttgart, MvdR erhält städtebauliche Leitung, Karikatur „Araberdorf“
Haus Ester, Krefeld, Klinker, Stahlfenster anthrazitfarben, herausguckende weiß gestrichene Betondecken
1929 Weltausstellung, Auftrag dt Pavillon zu bauen